Martin Luther und das Seufzen der Kreatur

Martin Luther und das Seufzen der Kreatur

Martin Luther und das Seufzen der Kreatur

# Evangelisches Leben

Martin Luther und das Seufzen der Kreatur

„Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat, samt allen Kreaturen.“ Mit diesem Satz aus seinem Kleinen Katechismus beschreibt Luther eine Schöpfungsgemeinschaft von Mensch und Tier – ohne daraus eine ethische Verpflichtung abzuleiten.

Dennoch hatte er eine enge Beziehung zu Tieren, insbesondere zu seinem Hund Tölpel, den er fast als Familienmitglied betrachtete. Dass Tiere im Himmel sein würden, hielt Luther für selbstverständlich: „Das Reich Gottes ist keine Wüste.“

Über Jahrhunderte hinweg standen Tiere vor allem als Symbolfiguren oder Nutztiere im Fokus. Die philosophische Tradition und das Bild des Menschen als Imago Dei betonten den Unterschied zwischen Mensch und Tier. Die Aufklärung verstärkte diese Trennung noch weiter, indem sie Tiere oft auf ihren Nutzen reduzierte.

Heute erleben wir eine paradoxe Haltung: Haustiere werden geliebt und verwöhnt, während Milliarden Tiere in der Massentierhaltung leiden. Die Theologie hat sich mit diesem Spannungsfeld lange kaum befasst. Doch die Bibel kennt durchaus eine Ethik der Mitgeschöpfe – von Jesajas Vision des Friedens zwischen Mensch und Tier bis zur „Goldenen Regel“.

Immerhin gibt es Bewegung: Einige Kirchen fördern tierfreundliche Lebensstile, Gottesdienste mit Tieren werden beliebter, und die sächsische Landessynode hat industrielle Massentierhaltung auf Kirchenland verboten. Vielleicht ist es an der Zeit, Luthers Gedanken zur Schöpfungsgemeinschaft neu zu entdecken – und sie konsequent weiterzudenken.


Link zum Original-Artikel der "Aktion Kirche und Tiere".

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