25/09/2024 0 Kommentare
Der evangelische Märtyrer Caspar Tauber (hingerichtet am 17.09.1524) von Wien
Der evangelische Märtyrer Caspar Tauber (hingerichtet am 17.09.1524) von Wien
# Evangelisches Leben
Der evangelische Märtyrer Caspar Tauber (hingerichtet am 17.09.1524) von Wien
„Es ist ein Zeichen von Mut, sich seines Glaubens nicht zu schämen, sondern ihn öffentlich zu bekennen.“ Unter dieses Leitmotiv stellt der evangelisch-lutherische Superintendent von Wien, Matthias Geist, die Gedenkveranstaltungen zum 500. Jahrestag der Hinrichtung von Caspar Tauber. Der wohl erste lutherische Märtyrer auf österreichischem Boden habe „mit seinem Mut und seiner Berufung auf die Bibel selbst Martin Luther beeindruckt“, sagte der Wiener Superintendent Geist.
Wer ist Caspar Tauber?
Caspar Tauber wurde wahrscheinlich in Brünn, Südmähren, geboren. Seit 1508 lebte er als Tuchhändler in Wiener Neustadt und ab 1511 in Wien. Er wurde schnell wohlhabend, sodass er 1519 als „Tuchlaubenherr“ bekannt war. 1521 gehörte er zu einer Gruppe angesehener Bürger, die Aufgaben in der Stadtregierung übernahmen.
Tauber kam mit den Ideen der Reformation in Kontakt und wurde davon überzeugt. Er schrieb eine Flugschrift, in der er die Beichte, das Gebet zu Heiligen und die Lehre vom Fegefeuer kritisierte. Umstritten ist, woher seine Ansichten zum Abendmahl stammten, das er nur symbolisch deutete. Wahrscheinlich kannte er die Theologie von Ulrich Zwingli, der eine ähnliche Sichtweise hatte. Es ist auch möglich, dass er Lehren der Waldenser mit denen von Martin Luther verband.
1524 wurde Tauber in Wien verhaftet. Er widerrief zunächst seine Überzeugungen und sollte als Zeichen seiner Reue an drei Sonntagen vor dem Stephansdom in einem Büßerkleid stehen und seine Ansichten öffentlich zurücknehmen. Zudem sollte er lebenslang ein schwarzes Kreuz auf seiner Kleidung tragen, als Zeichen seiner Ketzerei.
Am 8. September 1524 sollte er öffentlich widerrufen, weigerte sich jedoch und berief sich stattdessen auf die Bibel. Er appellierte an das Reich und weigerte sich, seine Ansichten zu ändern. Am 17. September 1524 wurde er hingerichtet. Er wurde auf der Gänseweide in Erdberg enthauptet, und sein Leichnam wurde verbrannt. Seine Asche wurde in die Donau gestreut, was bei Menschen, die als Ketzer galten, üblich war. Tauber wird als einer der ersten lutherischen Märtyrer in Österreich angesehen. Sein Mut beeindruckte Martin Luther.
Im Jahr 1894 wurde in Wien eine Straße, die Taubergasse, nach ihm benannt. Die Evangelische Kirche in Deutschland gedenkt ihm jedes Jahr am 16. September im Evangelischen Namenkalender.
Der Prozess gegen Tauber ist bisher nicht nach modernen wissenschaftlichen Methoden untersucht worden.
500-Jahr-Gedenken 2024
Der Höhepunkt der Gedenkfeierlichkeiten folgten am 500. Todestag, dem Dienstag, den 17. September 2024. Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, betont in seinem Grußwort die Bedeutung von Caspar Taubers Glaubenszeugnis für das heutige ökumenische Miteinander: „Dass wir heute als Protestanten und Katholiken gemeinsam, Seite an Seite, an das beeindruckende Glaubenszeugnis Caspar Taubers erinnern können, erfüllt mich mit Respekt, Scham und tiefer Dankbarkeit.“
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Wien erhofft sich von diesen Veranstaltungen ein vertieftes Bewusstsein für die Bedeutung der Glaubensfreiheit in der heutigen multireligiösen Gesellschaft. „Die Religionsfreiheit ist ein hohes Gut, das in einer Stadt wie Wien, mit ihrer Vielfalt der Glaubensrichtungen, immer wieder gestärkt werden muss“, betont Geist. „Wir sind dankbar für das Miteinander und den Dialog zwischen den Religionen und schätzen die lebendige Diskussion in einer Kultur der versöhnten Verschiedenheit.“ Geist ist selbst Mitglied im „Campus der Religionen“ und berufen in den neu eingerichteten „Rat der Religionen“ des Bürgermeisters von Wien.
Bildquelle: Evangelische Superintendentur Wien
Mehr über Caspar Tauber: Evangelisches Museum Österreich
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